Von der Bedrängnis zur Hoffnung

ein unvergängliches Wort unter den vielen vergänglichen Worten dieser Tage.

Liebe Gemeinde!
Das letzte Mal, dass das Wortes Gottes wie gewohnt im Sonntagsgottesdienst in der Kirche von der Kanzel verkündigt worden ist, ist nun schon bald zwei Wochen her; der Predigttext vor zwei Wochen, am Sonntag Reminiscere (8. März 2020), stand im Römerbrief im 5. Kapitel. Wenn ich ihn mir jetzt nachträglich noch einmal zu Gemüte führe, kommt er mir so vor wie hilfreicher Ratschlag für die jetzige Zeit der Entbehrung und Unsicherheit:

Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden“ (Römer 5,3-4)

Was für eine bemerkenswerte Gedankenfolge, die uns der Apostel Paulus hier an die Hand gibt!

Die Bedrängnisse dieser Tage stehen uns im Bewusstsein; ich denke immer wieder an die Menschen in den Altenheimen, die nicht besucht werden können.
Bedrängnisse auszuhalten, sich ihnen und der Verantwortung zu stellen aber bringt Geduld. Wie gut täte uns allen ein bisschen Geduld? Geduld in den Supermärkten? Geduld mit unseren Mitmenschen, mit unseren Eltern und Großeltern, mit unseren Kollegen, mit unseren Partnern und Kindern? Ein bisschen mehr Geduld in den Supermärkten? Geduld auch mit uns selbst? Geduld mit den Maßnahmen, die nun unser gewohntes Leben so sehr einschränken?
Bedrängnisse haben zur Frucht die Geduld; die Geduld wiederum bringt eine neue Frucht herbei: Bewährung. Geduld hilft uns dabei, uns in dieser Krise zu bewähren.

Und wenn es uns die Bewährung gelingt, so stellt sich wiederum etwas ganz Wunderbares ein: Hoffnung. Hoffnung auf einen möglichst guten Verlauf, Hoffnung auf eine Zeit danach.
Hoffnung eröffnet uns den Blick in die Zukunft; sie lässt uns in der Gegenwart „nicht zuschanden werden.“

wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen,

  • dass Bedrängnis Geduld bringt,
  • Geduld aber Bewährung,
  • Bewährung aber Hoffnung,
  • Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden

In diesen Tagen werden wir oft überflutet von neuen Nachrichten, die – wenn es gut läuft – vielleicht einen halben Tag lang Gültigkeit besitzen. Vieles, was am 8. März noch galt, gilt heute nicht mehr – die tiefe Wahrheit, die in diesem Wort des Apostels Paulus liegt, das vor zwei Wochen Predigttext war, schon; es ist bald 2.000 Jahre alt. Wie gut mag es uns in diesen Tagen tun, – neben den vielen vergänglichen Worten dieser Tage – das unvergängliche Wort Gottes zu unseren Herzen sprechen zu lassen?

Herzlich grüße ich Sie,
Ihr Pfarrer
Gregor Wiebe