Der Herr deckt mich in seiner Hütte …

Liebe Gemeinde, liebe Öffentlichkeit!

Mir geht es so, dass ich auf dem Hintergrund der Corona-Krise die gute Botschaft von der Liebe Gottes noch einmal ganz neu höre. An dieser Erfahrung möchte ich sie gerne teilhaben lassen.
In den Losungen der Herrnhuter Brüdergemeinde ist uns für den heutigen Tag ein wunderbares Wort gesagt:

„Der Herr deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes“ (Psalm 27,5).

Von überall hören wir den Rat der Wissenschaftler und Politiker: Halten Sie sich fern von sozialen Kontakten. Noch haben wir keine bundesweite Ausgangssperre, aber der gewohnte Lebensraum beschränkt sich vernünftigerweise bei den meisten von uns mehr denn je auf die häusliche Umgebung. Das eigene Haus, die eigenen vier Wände werden zum bevorzugten Biotop unseres Alltags. Diese Beschränkung an Lebensraum ist für uns alle ungewohnt. Den Verzicht auf die eigene Entfaltung in der räumlichen Umgebung will neu geübt werden.

In dieser Situation hören wir das mutmachende Bekenntnis des Psalmbeters. Gott ist uns Schutz und Schirm in dieser unsicheren Zeit. Er will bewahren vor der „verderblichen Pest“ (Psalm 91,3). Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott seine Engel um unsere Häuser stellt.
Gestern hatte ich ein längeres Telefonat mit einem Menschen, der sich aufgrund der Infizierung mit dem Corona-Virus in zweiwöchiger Quarantäne befindet. Trotz Krankheitssymptome und trotz räumlicher Einschränkung und Enge war er guten Mutes und voller Hoffnung auf Genesung. Er sprach von seiner Erfahrung, wieder neu zu lernen, mit dem Alleinsein gut umzugehen, auf Gott zu hören und Stille wieder zuzulassen. Mir fiel dabei ein Wort Dietrich Bonhoeffers ein. Die Seele erfährt die Stille, „die in der Liebe Gottes ruht, da schweigen in ihr die Nöte und Sorgen, Unruhe und Hast, Lärm und Geschrei, Tränen und Angst. Sie ist stille geworden zu Gott, der hilft.“

Gott behüte Sie an diesem Tag!

Ihr Pfarrer
Carsten Schleef