Friedensgottesdienst 2023 mit Gänsehautmomenten

Aus allen Generationen trafen sich wieder am Buß- und Bettag Menschen in der Evangelischen Kirche in Seelscheid zum ökumenischen Friedensgottesdienst.
Dabei liegt die Betonung auf Menschen, noch genauer „unsere Schwestern und Brüder“, so wie Albi Roebke in seiner Predigt betonte, denn es kamen nicht nur katholische und evangelische Christen und füllten die ganze Kirche, sondern es waren auch Muslime und unser jüdischer Bruder Mark Rosental der Einladung zum Friedensgottesdienst gefolgt.
Mit viel Liebe zum Detail war dieser gemeinsame Gottesdienst vorbereitet, denn schon der Weg zur Kirche war stimmungsvoll – vorbei am „Engel der Kulturen“ – mit Kerzen ausgeleuchtet. Auch das Kircheninnere war in Kerzenschein und der Altarraum in buntes Licht getaucht.
Allseits bekannte Friedenslieder einschließlich an die Wand gestrahlter Textübersetzungen führten in den Gottesdienst ein.
Erste Gänsehautmomente gab es dann beim Gesang von Mark Rosental und Frank Schwendemann, die uns später auch noch aus Aarons Rede (Moses Bruder) auf Hebräisch einen Liedvortrag zum Besten gaben. Dabei hielten sich die VertreterInnen der drei monotheistischen Weltreligionen spontan an den Händen – und wieder Gänsehautstimmung!
Mit seinen klaren, eindrücklichen Predigtworten motivierte Albi Roebke alle Anwesenden, persönlich Stellung für Frieden und gegen Hass im nächsten Umfeld bis in die Familie hinein zu beziehen. Indem Albi Roebke selbst den Antisemitismus von Martin Luther und seiner Patentante anprangerte, machte er den Mitfeiernden Mut, diesem Beispiel zu folgen, wenn jede und jeder in seinem Alltag schon im Kleinen für Frieden und gegen Antisemitismus eintritt, egal gegen wen oder welche Religion er sich richtet.
Als besonders schöne verbindende Geste teilten dann alle nicht nur die Fürbitten – vorgetragen von Menschen aller drei anwesenden Religionen – sondern auch Brot und Weintrauben miteinander. So ist es in allen drei Religionen immer wieder ein Zeichen der Gemeinschaft (egal ob Pessachfest, Abendmahl oder Zuckerfest) – denn Nahrung ist das Grundbedürfnis eines jeden Menschen, egal welcher Religion und Gesinnung, und so verbindet uns alle das gemeinsame Essen.
Nicht vergessen werden sollen auch die zahlreichen Friedenslieder, die die Feiernden mit Unterstützung der „The Seeds“ miteinander sangen. Dann zuletzt im großen Kreis und sich an den Händen haltend, sangen alle zusammen „We shall overcome“, DAS Lied, welches schon seit jeher gegen die Rassentrennung und mit der Bitte an Gott um Frieden, Freiheit und Gleichbehandlung steht.
Mit auf den Heimweg wurde uns eine Karte des Kunstprojekts „Engel der Kulturen“ gegeben, und Albi Roebke sprach uns in dieser Zeit, in der Frieden immer weiter in die Ferne zu rücken scheint, den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2. Tim 1,7) zu. So ermutigt gingen die BesucherInnen in ihren Alltag zurück, um für den Frieden und gegen den Antisemitismus einzustehen!
Neben der Dankbarkeit für diese bestärkende Feier bleibt als Wunsch für mich für dennächsten Friedensgottesdienst nur noch übrig, dass wir noch mehr Friedenshungrige auch aus der muslimischen und jüdischen Gemeinde einladen und mitbringen, denn die Gemeinschaft macht uns stark, und wie schön ist es, seine Schwestern und Brüder aus der Nachbarschaft noch besser kennenzulernen, egal welcher Religion, Herkunft oder Gesinnung, ganz im Sinne eines Kindes, das nach den Muslimen und Juden an seiner Schule gefragt wird und einfach antwortet: „Nein, bei uns gibt es nur Kinder in der Schule…“ (Zitat aus einem Witz von Albi Roebke vorgetragen)

Ursula Amos