Gedanken zur Weihnachtspost

Liebe Gemeinde,
die Weihnachtspost ist ein alter Brauch: Viele Menschen nehmen sich im Advent gerne die Zeit, anderen einen persönlichen Gruß auf liebevoll ausgewählten oder sogar selbstgebastelten Weihnachtskarten zu schicken. Die ersten Weihnachtskarten wurden Mitte des 19. Jahrhunderts in Großbritannien hergestellt. Auch im Zeitalter des Internets und der Kurznachrichten ist ein handschriftlicher Gruß zu Weihnachten immer noch etwas besonders Schönes. Besonders passend ist daher auch der Aufruf im Boten und hier auf der Homepage, anderen Menschen in diesen Tagen eine Postkarte zu schicken:

Diese schöne Tradition hat einen Anhaltspunkt in der Weihnachtsgeschichte:
Und des Herrn Engel trat zu den Hirten, […] und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ (Lukas 2,9-11)
Die Engel überbringen den Hirten eine frohe Botschaft. Hier hat auch unsere Weihnachtspost ihren Grund: Mit der Weihnachtspost überbringen wir eine frohe Botschaft an jemanden, zum Beispiel indem wir demjenigen dadurch zeigen, dass wir an ihn denken oder ihm etwas Gutes wünschen.

Abschließend möchte ich noch aus einer Weihnachtspost des Schriftstellers Theodor Fontane (1819-1898) zitieren. Der Brief passt auch gut zu unserer von Corona geprägten Situation in diesem Jahr:

„Ein Weihnachtsbrief aus London [22. Dezember 1856]
Meine liebe Mutter Meine liebe Frau Meine lieber George.
Da seid Ihr in drei Generationen, von denen ich zunächst wünsche, daß sie noch eine Weile neben einander fortbestehen mögen.
Viel zu schreiben hab‘ ich nicht, aber den Wunsch will ich aussprechen, daß Ihr beim brennenden Baum alles dessen dankbar gedenken mögt[,] was Ihr habt und nicht grübeln und murren mögt über das[,] was fehlt. Trennung ist schlimm, aber es ist lange nicht das schlimmste. Seien wir alle dankbar dafür, daß die Wolke[,] die über uns stand, vorbeigezogen ist, ohne mehr als einen tüchtigen Schreckschuß abgedonnert zu haben. Das ist zunächst die Hauptsache. – Liebevolle Hände und ein brennender Baum werden auch diesmal nicht fehlen. Daß ich nicht da bin, müßt Ihr leicht nehmen; ich fehle, um dafür in Zukunft nicht zu fehlen. Wer ein Ziel will, darf den Weg nicht scheuen, er sei glatt oder rauh. Dessen gedenkt alle und seid froh. Unter tausend Küssen euer
Theodor.“ [aus: Gedanken zum Fest, hg.v. U.-Chr. Sander, Frankfurt a.M. (Fischer Verlag) 2010, S. 46]

Herzlich grüße ich Sie,
Ihr Gregor Wiebe