Geschichte kann lehren

Ein Blick in die Vergangenheit lehrt mitunter die Gegenwart besser zu verstehen. So ist es einem Menschen aus unserer Gemeinde ergangen, der mir folgendes erzählte:
Auf einem Fahrradausflug an den Rhein führte ihn sein Weg zum kleinen Örtchen Hammerstein. Am Ortseingang erweckte eine metallene Gedenktafel seine Aufmerksamkeit. Dort steht in gut leserlichen Lettern geschrieben:

„Im 17. Jahrhundert wütete die Pest im Rheinland. Insbesondere die Lungenpest hatte für die Bevölkerung verheerende Folgen. In Rheinbrol überlebten die Pest im Jahre 1666 nur 30 Familien. Zur Bewahrung vor der Lungenpest, die auf dem Höhepunkt der Seuche in 95 % der Fälle nach ein bis zwei Tagen zum Tode führte, betete man zum Heiligen Sebastian. Neben der Fürbitte des Heiligen kam den Hammersteinern ihre abgeschiedenen Lage zwischen den beiden Layen zugute. Ohne zu wissen, hatte man das einzig Richtige getan und sich selbst von den Krankheitsherden in der Umgebung isoliert.Das Pestkreuz aus dem Jahre 1667, das der Legende nach den Heiligen Sebastian darstellt, der inmitten eines Hagels von Pfeilen überlebte, erinnerte daran, dass ein ganzes Dorf von den Pfeilen des Pestengels bewahrt wurde.“

Solche Zeugnisse aus der Geschichte helfen, unser gegenwärtiges Geschick in der Corona-Pandemie in größeren Zusammenhängen zu sehen. Plötzlich kann keiner mehr darüber hinwegsehen, dass wir alle sterblich sind und die unwiederholbare Lebenszeit eines jeden von uns unendlich kostbar ist. Wir erleben im Moment ganz neu, was wirklich wichtig ist im Leben. 

Und, was Menschen in ähnlich herausfordernden Zeiten erkannt haben, sollte auch uns ein Anstoß zur Hilfe sein. Die verantwortliche Tat und das beständige Gebet. Diese Corona-Krise wird sich wohl fest einschreiben in unser aller Lebensbiographien. Keiner von uns wird sie jemals vergessen. Sie bedeutet für unsere Freiheit und für unsere Verantwortung eine große Herausforderung. Als Christen bedeutet sie darüber hinaus aber auch eine Herausforderung an unseren Glauben in und auf Gott, der uns gerade in der Not in seinen durchbohrten Händen hält. 

Übrigens, mich würde schon mal interessieren, was spätere Generationen im Rückblick auf unsere Bewältigungsstrategien im Umgang mit der Corona-Seuche für die Nachwelt aufschreiben werden. Ob dann auch von der Kraft des Gebets die Rede sein wird?

Pfarrer Carsten Schleef