Der Weg ins Paradies

„Ich will nicht ins Paradies
Wenn der Weg dorthin so schwierig ist
Wenn ich nicht rein darf, wie ich bin
Bleib‘ ich draußen vor der Tür.“

so heißt es in einem Songtext der Toten Hosen.
Wer bestimmt eigentlich wer ins Paradies kommt und wer nicht? In der Bibel heißt es, dass der Jünger Petrus den Schlüssel vom Paradies übergeben bekommt.
Mt 16,19: „Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein“ . Oft ist diese „Schlüsselübergabe“ in der Kunstgeschichte dargestellt worden, z.B. in einem Kirchenfenster im Kölner Dom. Auch der Vatikan, wo sich der Papst als Nachfolger des Petrus auf diese Szene beruft, hat in seiner Fahne den Schlüssel abgebildet. Und so kommt der Schlüssel auch auf das Etikett eines bekannten Bremer Bieres, da Petrus im Mittelalter der Stadtpatron der Stadt war, bzw. ihm die Hauptkirche geweiht war.

Biblisch gesehen ist es interessant, dass Christus gerade Petrus den Schlüssel zum Paradies übergibt, denn Petrus ist alles andere als ein Vorbildapostel. Biblisch gesehen ist Petrus eigentlich ein Totalausfall als Jünger. Nur einige Beispiele: Petrus verleugnet Jesus in der Passion dreimal obwohl er vorher vollmundig geschworen hatte, Jesus nicht allein zu lassen. Bei der Verhaftung von Jesus greift er zum Schwert und muss von Jesus zurückgehalten werden. Er hatte weder die Leidensankündigung noch den Gewaltverzicht von Jesus verstanden. Als Petrus Zeuge der Erscheinung des Elias und des Moses wird (die Verklärung) ist es wieder Petrus, der nicht mal ansatzweise versteht, was Jesus damit ausdrücken will. Aber auch nach Tod und Auferstehung geht das Versagen des Petrus weiter. Im Galaterbrief ist zu lesen, wie Paulus sich bitterlich über den Opportunismus des Petrus beschwert, der in Jerusalem vollkommen anders lehrt und handelt als in Antiochia, augenscheinlich weil er konfliktscheu ist, was man nach der Szene mit dem Schwert gar nicht vermuten würde. Das Sündenregister des Petrus wäre noch weiter fortzusetzen.

Und genau diesem Jünger übergibt Jesus die Schlüssel zum Paradies und nennt ihm den Felsen, auf dem Jesus seine Kirche bauen will? Ja genau dem! Jesus verleiht ihm die Vollmacht. Und das finde ich sehr beruhigend.
Wenn Petrus die Schlüssel zum Paradies übergeben bekommt, dann kommen nicht nur die Superfrommen ins Paradies. Dann wird Versagen und Nichtverstehen, zweifeln und scheinbar unmoralisches Verhalten kein Hinderungsgrund sein, ins Paradies zu kommen. Wenn es Petrus ist, dann könnte es sogar sein, dass die Hölle leer ist, denn wen sollte Petrus guten Gewissens abweisen, wenn er selbst doch drin ist.
Also lieber Campino von den Toten Hosen: Du und ich, wir werden ins Paradies kommen. Auch mit ungeputzten Schuhen. Du und ich werden reinkommen, genau wie wir sind. Mit allem was uns ausmacht. Und es wird nicht nur Pils dort oben geben, sondern auch Kölsch und sogar Alt-Bier. Danke Jesus , dass du genau diesem Petrus die Schlüssel übergeben hast… Denn so steht das Paradies uns allen offen.

Mit den besten Segenswünschen
Albi Roebke