Von guten Mächten wunderbar geborgen

Liebe Gemeinde, liebe Leser*innen!

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Das sind wohl die bekanntesten Sätze des Berliner Pfarrers Dietrich Bonhoeffers. Viele Menschen in und auch außerhalb unserer Kirche finden in diesen Worten Halt, Zuversicht und Trost gerade in schweren Zeiten. Oft singen wir diese Worte nach der beliebten Melodie von Siegfried Fiez auf Beerdigungenfeiern und in anderen Gottesdiensten.
Ursprünglich hat er diese Worte als ein Gedicht in der Gefängnisszelle in Berlin Tegel aufgeschrieben. Es war das letzte Zeichen der Liebe zu seiner Braut Maria von Wedemeyer. Diese Liebe blieb ebenso Fragment wie sein eigenes Leben, das am 9. April 1945, elf Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers Flossenbürg durch amerikanische Soldaten, ein jähes Ende fand. Mit 39 Jahren starb er als Opfer von Adolf Hitlers Rachsucht gegen die Verschwörer des 20. Juli. Am vergangenen Gründonnerstag wurde das 75. jährige Gedächtnis seines Todestages durch diesen Justizmord begangen.
Er selbst hat dieses gewaltsame Ende geahnt. Was er nicht ahnen konnte, war die große Ausstrahlung und Faszination seiner Person und seines Werkes für kommende Generationen. Einige seiner Briefe aus dem Gefängnis vergrub seine Braut im Garten ihrer Eltern. Mit anderen Briefen wurden sie Bestandteil des Buches „Widerstand und Ergebung“, das 1951 veröffentlicht wurde. Dieses Buch erregte weltweit Aufsehen und wurde in viele Sprachen übersetzt. Wie kaum ein anderer Theologe vermochte er es, in diesen Briefen in tiefster existentieller Bedrohung die Kraft des Glaubens zum Ausdruck zu bringen.
Sein Glaube beschränkte sich nicht allein auf die fromme Innerlichkeit und stützte sich auch nicht auf ein Weltbild aus einer vergangenen Epoche der Menschheitsgeschichte. Sondern ihm ging es immer um den Gegenwartsbezug des Christentums, um die Erneuerung des Glaubens und der Kirche unter den Bedingungen des Hier und Jetzt. Bonhoeffer verstand den Glauben als eine Haltung, die das Leben mit einer unverbrüchlichen Hoffnung bestimmt. Die folgenden Worte aus „Widerstand und Ergebung“ können auch für uns Richtungsanzeiger dafür sein, dass wir alle in der gegenwärtigen Krisenzeit jetzt schon daran arbeiten, damit die Zukunft wieder besser wird.

Optimismus (. . .) ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation, sondern er ist eine Lebenskraft, eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignieren, eine Kraft, den Kopf hoch zu halten, wenn alles fehlzuschlagen scheint, eine Kraft, Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner lässt, sondern sie für sich in Anspruch nimmt. (. . .) Es gibt Menschen, die es für unernst, Christen, die es für unfromm halten, auf eine bessere irdische Zukunft zu hoffen und sich auf sie vorbereiten. Sie glauben an das Chaos, die Unordnung, die Katastrophe als Sinn des gegenwärtigen Geschehens. (. . .) Mag sein, dass der jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen von Herzen, dass Sie sich Ihren Optimismus bewahren!

Ihr Pfarrer Carsten Schleef