Das göttliche Muss

Liebe Gemeinde, liebe Öffentlichkeit!

Mit dem morgigen Sonntag beginnt die sogenannte „Heilige Woche“. Drei wichtige Feiertage markieren die großen Heilstaten Gottes für uns Menschen.

Gründonnerstag: Das letzte Mahl Jesu mit den Seinen wird für uns zur Feier der heilvollen Gegenwart des Auferstandenen in Brot und Wein.

Karfreitag: Jesus stirbt den qualvollen Verbrechertod am Kreuz auf dem Schutthügel von Golgatha. Für uns vollzieht sich in diesem Geschehen der Sieg über alle todbringenden Mächte und Gewalten.

Ostern: Jesus wird durch die Schöpferkraft Gottes als Erstling der neuen Schöpfung auferweckt von den Toten. Im Glauben haben wir schon jetzt Anteil am unzerstörbaren Leben Gottes.

Der Wochenspruch ist so etwas wie das Präludium, die Overtüre für diese besonderen Tage. 

„Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (Johannes 3, 14.15)

Immer wieder begegnet uns im Neuen Testament dieses kleine Wort „muss“. Jesus beantwortet die Frage nach dem, was unbedingt sein muss, anders als erwartet. Er spricht nicht von dem, was wir tun müssen, sondern von dem, was mit dem Menschensohn, dem Bevollmächtigten Gottes auf dieser Erde geschehen muss, nämlich seine Erhöhung und zwar in einer doppelter Weise. 

Einmal – und das klingt paradox – in seiner Erniedrigung am Kreuz. Dort muss der Menschensohn erhöht werden, gekreuzigt, als Ausgestoßener, als verkannter und verbannter König der Juden. Und zum zweiten nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt durch die Thronbesteigung zur Rechten Gottes, des Vater, wie wir es im Glaubensbekenntnis sprechen. 

Das göttliche Muss ist das „Muss“ seiner Liebe. Undenkbar aber doch wahr. Freiwillig nimmt Jesus das Kreuz auf sich, gibt seine Freiheit auf und geht in den Tod, damit wir das Leben haben.

So leuchtet uns schon am Anfang der Karwoche der Glanz der Ewigkeit entgegen. Die Gewissheit, dass nicht der Tod das letzte Wort hat – weder bei Jesus noch bei denen, die ihm folgen, – will unsere Zuversicht stark machen, dass wir in dieser drangvollen Zeit nicht verloren sind. 

Jesus Sterben ist mehr als ein Justizmord, mehr als das furchtbare Leiden, mehr als Spott und Hohn. Für Jesus ist die Erhöhung der Anfang seiner Rückkehr zum Vater. Doch er wird nicht allein sein. Bei ihm sind alle die, die durch ihn und von ihm das größte Geschenk überhaupt empfangen haben: Ewiges Leben. 

Ihr Pfarrer Carsten Schleef