„Wir müssen reden.“

„Schatz, wir müssen reden!“ Wenn ich diesen Satz höre, wird`s ernst. Da leuchtet bei mir die innere Alarmleuchte. Das Signal steht auf Rot. Stopp, jetzt hilft nur noch reden. Nur so können Konflikte gelöst, Unklarheiten geklärt, Missverständnisse ausgeräumt, Verhalten geändert werden.

Neulich nahm mich jemand beiseite und bat um ein Gespräch: „Können wir mal unter vier Augen reden?“ Der erste Impuls löst den Verteidigungsmodus aus. Was will der bloß? Habe ich es hier mit einem besonders sensiblen Menschen zu tun? Der soll sich mal nur nicht so anstellen? Und tatsächlich wusste ich zunächst nicht wirklich, was hinter der Frage stehen könnte, was mein Gegenüber überhaupt meinte. Da geht die Fantasie schnell mit einem durch und wirre Fragen martern das Gehirn. Habe ich was Verkehrtes gesagt? Womöglich jemand beleidigt? Oder war mein Verhalten anstößig? Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Ich gebe zu, was mir der Mensch dann sagte, hat mir auch nicht gefallen. Er teilte mir eine Wahrnehmung über mich mit. Und verknüpfte damit einen Wunsch, was ich in Zukunft verändern könnte.

Ich muss sagen, das war zunächst einmal eine harte Nuss. Zu akzeptieren, dass diese Wahrnehmung auch zur Wirklichkeit meines Soseins dazugehört. Offensichtlich kennen uns Menschen manchmal besser, als wir uns selber kennen. Selten machen wir uns über die Wirkung unserer Worte oder unseres Verhaltens wirklich Gedanken. Dann hilft nur das ehrliche, offene Gespräch miteinander.

Solche Zwiegespräche im geschützten Rahmen bringen uns weiter. Sie konfrontieren uns mit Wahrheiten über unser Leben, die wir uns selbst nicht sagen können. Wenn wir es zulassen, lassen sie uns wachsen und reifen.

Auch Jesus hat das direkte Gespräch mit anderen Menschen gesucht. Mitunter, wenn es nötig war, mitten in der Nacht. So wie bei Nikodemus, dem gelehrigen Pharisäer. Jesus kommt schnell auf den entscheidenden Punkt zu sprechen: „Du musst von oben neu geboren werden“, sagt er gleich dreimal zu Nikodemus.

Können wir das auch hören?
Gottes Geist will uns verändern!

Es grüßt Sie herzlich,
Ihr Pfarrer Carsten Schleef