Kann das sein?

Liebe Gemeinde,

heute möchte ich mir Gedanken zu einer Geschichte aus der Bibel machen, die mich immer wieder neu am meisten beschäftigt und für mich eine große Herausforderung ist: Es geht um die Geschichte von Abraham und seinem Sohn Isaak:

„Und Gott sprach: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, und geh hin das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde.“ (1. Mose 22,2)

Die ersten Reaktionen auf diese Geschichte sind oft die gleichen: Kann das sein? Warum will Gott das?

Mir geht durch den Kopf: Muss man eigentlich jede Geschichte in der Bibel verstehen? Kann man das überhaupt? Wie ist es mit dieser Geschichte?
Was ist das für ein Gott? Was ist das für ein Gott, der Abraham zumutet, im Gedanken zu leben, hergeben zu müssen, was er am meisten liebt?

Ich habe diese Geschichte vor ein paar Jahren auf einer Sommerfreizeit mit Jugendlichen thematisiert. Ich weiß noch, wie einer der Jugendlichen meinte, dass dies eine total furchtbare Geschichte sei.
Ein anderer meinte: „An solch einen Gott, der so etwas fordert, kann ich nicht glauben! Das ist ja unmenschlich!“
Gedanken, die durchaus nachvollziehbar sind …

Es entstand eine lebhafte Diskussion. Sie führte uns dazu, dass wir nochmal einen ganz anderen Blick auf diese Geschichte bekamen:
Wie sieht es eigentlich bei uns aus, wenn wir betroffen sind? Wie weit ist es mit unserem Glauben bestellt, wenn eben nicht mehr alles glatt läuft, sondern wir kurz davor sind, etwas sehr Wichtiges zu verlieren?

Liebe Gemeinde,
ich kenne Menschen, die sagen, sie hätten ihren Glauben durch solche Erfahrungen verloren.
Ganz ehrlich: Ich kann das verstehen.
Also: Warum fordert Gott das Opfer von Isaak?
Die Jugendlichen haben auf diese Frage damals ganz einfach geantwortet: „Weil Gott die Treue von Abraham testen will.“
Ist das nicht ein unmenschlicher Test? Kann so ein barmherziger Gott sein? Er kann! Und warum?
Weil er Gott ist. Gott, von dem wir nie alles begreifen werden.

Ein weiterer Gedanke zu dieser Geschichte:
Wie schnell neigen wir dazu, Gott für alles verantwortlich zu machen.
Wie oft vergessen wir, dass er uns das Leben gab und reich beschenkte. Wie schnell klagen wir an, wenn etwas gegen unseren Plan verläuft: Warum lässt Gott das zu? Warum verlangt Gott etwas?
Es sind letztlich dieselben Fragen.
Seit Isaak wissen wir ein für alle Mal: Gott will keine Opfer. Das ist das Entscheidende.

Liebe Gemeinde:
Gottes Zusage an uns gilt: Ich bin für dich da!
Wir bleiben gesegnet, in allem was wir tun, in allem was wir lassen.
Darauf dürfen wir vertrauen! So wie es Abraham auch getan hat. Selbst wenn wir manchmal Gottes Handeln nicht verstehen können.

In diesem Sinne: Bleiben Sie behütet!

Ihr Diakon Markus Schlimm