Wer ist wie Gott?

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass in Deutschland die Hoheitsabzeichen zum Beispiel im Sport oder bei der Bundeswehr nicht den Farben der Nationalflagge entsprechen? Die französische Nationalmannschaft spielt in Farben der Fahne, nämlich Weiß, Rot und Blau. Auf einem österreichischen Jet sieht man Rot und Weiß. Nur bei uns Deutschen sind die Hoheitszeichen Schwarz und Weiß, und nicht Schwarz, Rot, Gold, wie unsere Fahne.

Dass das so ist, lässt sich nur mit der Religion erklären. Im Mittelalter hatte jedes Land einen oder eine bestimmte Heilige/n. Ungarn den Heiligen Martin. Frankreich die Johanna von Orleon. Und die Deutschen hatten sich direkt einen Chef-Engel (also Erzengel) gesichert, nämlich den Erzengel Michael. Daher auch der sprichwörtliche deutsche „Michel“, oft übrigens mit Schlafmütze dargestellt. Der biblische Michael ist aber alles andere als eine süße Weihnachtsputte. Er ist ein rabiater Streiter. „Michael“ ist hebräisch und bedeutet übersetzt: „Wer (MI) ist wie (CHA) Gott (EL)“. Und dieser Michael ist so was wie der Türsteher Gottes. Wer sich mit Gott anlegt, bekommt es mit ihm zu tun. So vertreibt er mit seinem Flammenschwert Adam und Eva aus dem Paradies. Er greift ein, als Abraham seinen Sohn Isaak opfern will. Ja in der Apokalypse ist er es, der den Satan endgültig besiegt. Also definitiv keine Putte mit glühenden Bäckchen, sondern ein Raufbold mit glühenden Schwert.

Und also wird der Engel Michael in der Kunst oft mit einer schwarzen Rüstung dargestellt (das ist auch der Grund warum in deutschen Ritterlegenden der „schwarze Ritter“ oft eine gewichtige Rolle spielt). Als im Mittelalter europäische Ritter zum Kreuzzug aufbrachen, hefteten sich die Ritter rote Kreuze an ihre weiß grundierten Schilde. Nur die deutschen Ritter malten zu Ehren ihres Nationalheiligen die Kreuze in Schwarz auf die weißen Schilde. So kam es zu unseren Nationalfarben: Weiß und Schwarz (bis heute). Auch unsere Fahne entstand so. Gegen Napoleon kämpften zum ersten Mal Verbände, die nicht für ihren Fürsten kämpften, sondern für ein geeintes und freies Deutschland. Ihre Uniformen waren (natürlich) schwarz, die Knöpfe golden und die Rangabzeichen rot: Schwarz, Rot, Gold, als Fahne war geboren.

In der Deutschen Geschichte verblasste das Wissen um den Nationalheiligen.

Aber heutzutage haben Engel wieder Hochkonjunktur. 35 % aller Deutschen glauben an Engel (übrigens interessanterweise unabhängig davon, ob sie an Gott glauben).

Als evangelische Christen ist es, glaube ich an der Zeit die biblischen Engel wieder zu erinnern. Sie sind keine süßen Putten. Auch keine ätherischen Lichtwesen. Sie sind Symbole für die spürbare Kraft Gottes. Und ohne Gott nicht zu denken (RaffaEL, GabrieEL), jeder der Engel trägt Gott (EL) in seinem Namen. Und sie erinnern uns, dass Gottes Kraft uns nicht süßlich oder kitschig anrührt, oder uns sanft zu uns selbst führt, sondern kraftvoll eingreift, wenn es hart auf hart kommt. Wenn es richtig ungemütlich wird. Wenn es um alles geht. Dann ist Gott für uns da, selbst am Ende der Welt.

„Wer ist wie Gott“ heißt Michael übersetzt. Mann könnte sinngemäß auch übersetzen „Gibt es eine Alternative zu Gott?“. Die Bibel sagt entschlossen „Nein“ dazu. Kein Volk, keine Ideologie, keine Selbsterkenntnis, keine magische Kraft kann uns das geben was Gott uns durch seine Engel verspricht: Nämlich, dass seine Liebe zu uns, uns niemals fallen lässt, niemanden von uns, egal wie schrecklich es für uns auch aussehen mag.

In unserem evangelischen Gottesdienstbüchern gibt es immer noch einen Gottesdienstvorschlag für den 29. September im jedem Jahr, dem Tag des Erzengel Michael. Vielleicht sollten wir diesen Gottesdienst mal wieder feiern. Denn für uns gibt es keine Alternative. Nur Gott allein.

Mit den besten Segenswünschen

Ihr/Euer Albi Roebke