Der feurige Elia

Im ersten Buch der Könige lesen wir vom Propheten Elia (Wörtlich: „Mein Gott ist Jahwe“). Und die Geschichte des Elia ist reich an Dramatik. Lautstark und kraftvoll kämpft Elia für seinen Glauben und gegen die zahlreichen Baalsanhänger. So kündigt er zum Beispiel eine Dürre an, eine besondere Kampfansage, da Baal ein Fuchtbarkeitsgott ist. Auch mit den Mächtigen legt Elia sich an. Höhepunkt des Kampfes ist der Wettstreit mit diesen Propheten am Berg Karmel im Norden Israels. Hier wird alles geboten, wovon Hollywoodregisseure nur träumen können, Feuer vom Himmel, Verhöhnung der Gegner, Blut und Kampf (übrigens hervorragend vertont von Mendelsohn, sehr zu empfehlen!!!). Nach diesem Kampf muss Elia fliehen. Er versteckt sich in der Wüste Negev. Auf der Flucht, alleine, dem Hunger ausgesetzt verfällt der mutige und kraftvoll Prophet in einen Gemütszustand den wir heute als schwere Depression bezeichnen würden. All sein Tun empfindet er als nutzlos und gescheitert, er will nur noch sterben. Genau jetzt zeigt sich Gott dem Elia:

1 Könige 19, 11: Der Herr sprach: Geh heraus und tritt hin auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR ging vorüber. Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht im Erdbeben. 12 Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen.

Wie es weitergeht müssen sie selber lesen…. 😉

Was ich aber spannend finde, ist wie sich Gott dem machtvollen Propheten zeigt. Er zeigt sich nicht im Feuer, im Donner, im Sturm (würde ja zu Elia passen) sondern er zeigt sich im „leisen Sausen“.
Sehr bemerkenswert finde ich an dieser 3000 Jahre alten Geschichte, dass auch der stärkste Mensch in einen psychischen Ausnahmezustand rutschen kann. Kein Mensch ist davor gefeit. Und in unserer Zeit ist diese Banalität sehr wichtig. Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Depression (mache gehen von über 5 % der Bevölkerung aus). Und es bedeutet eben nicht, dass diese Menschen nichts geregelt bekommen, im Gegenteil. Oft sind diese Menschen kraft- und liebevoll, so wie Elia vor 3000 Jahren. Aber es kommen eben die finsteren Täler, in denen alles als sinn- und nutzlos empfunden wird und man sich den Tod wünscht. Und dann braucht es eben die Zuwendung: nicht den Sturm, nicht das große Feuer, sondern das leise „Sausen“. Das kurze Wort des Verstehens, das mit Aushalten der Antriebslosigkeit, das vermitteln von Liebe und Geborgenheit jenseits alles Ansprüche von Leistung und Erfolg. Und das Hinsehen und unaufgeregte Angebote: auf der Arbeit, in der Schule, für die Familie…. Und das war schon vor Jahrtausenden so, und ist so wichtig in unserer Zeit und in einem Land in dem dreimal mehr Menschen an Suizid versterben als an Verkehrsunfällen (und zehnmal mehr als an harten Drogen).

Aber auch etwas anderes berührt an der Eliageschichte, jenseits der Person des Elia. Nämlich wo und wie sich Gott zeigt. Nicht in der großen Show, sondern im leisen „Sausen“. Viele Menschen hoffen und warten darauf, dass Gott sich in ihrem Leben zeigt. Und sie warten auf den großen Sturm, das gleißende Licht, die machtvolle Stimme. Aber vielleicht müssen wir auf anderes achten: auf die kleinen und leisen Momente im Leben. Der kurze Moment der vollkommenen Geborgenheit im Arm eines geliebten Menschen, auf die große Ruhe beim Blick auf das Meer oder auf die Berge oder den Wald, auf den Moment der Gewissheit beim still gesprochenen Gebet, wo wir erahnen, dass dies hier kein Selbstgespräch ist.
Ja diese Momente sind leise, flüchtig und ungefähr. Und danach müssen wir wieder raus in unsere Wüste und unseren Kampf, wie damals Elia. Aber wenn wir bewusst auf die kleinen, leisen, flüchtigen und ungefähren Momente der Gottesbegegnung achten, dann kann uns das Kraft geben für unseren Weg, so wie damals bei Elia.

Mit den besten Segenswünschen Ihr eure Albi Roebke