Von Neo zu Jesus

Wir von „Kirchens“ denken oft, dass heutzutage unsere biblischen Geschichten niemanden mehr interessieren. Gerade die Jugendlichen beschäftigen sich mit sozialen Medien, Kino und Serien und sind nicht interessiert an unseren Texten. 
Wenn man sich aber mal die Klassiker des Films anguckt – und genau hinguckt – erlebt man eine Überraschung. Viele der großen Hollywood-Blockbuster arbeiten nämlich mit religiösen Symbolen und Geschichten. 

Da wäre zum Beispiel der Film „Terminator“ aus den achtziger Jahren. Erzählt wird folgende Geschichte: In ferner Zukunft übernehmen die Maschinen die Macht und versuchen die Menschheit auszulöschen. Dies gelingt nicht vollständig, da ein Mann den menschlichen Widerstand organisiert. Von ihm hängt alles ab. Die Maschinen beschließen, eine Killermaschine durch einen Zeittunnel zu schleusen und die Mutter des Widerstandsanführers noch vor der Geburt des Jungen zu töten. Der Anführer schickt durch denselben Tunnel einen Leibwächter zurück, der den Auftrag hat, seine Mutter zu beschützen. Dann folgen 60 Minuten Schießerei und Explosion. Soweit so gut. Interessant wird es, wenn man genauer hinsieht. Der Anführer des Widerstands heißt nämlich John Connor (wer weiß, dass die Amerikaner gerne mit Kürzeln arbeiten, entdeckt schnell, dass die Initialen des Retters der Menschheit JC sind, genau wie Jesus Christus). Die Mutter – am Anfang vollkommen verwirrt, was geschieht – ist im Film der erste Mensch, der tatsächlich glaubt, was in der Zukunft passieren wird. Ihr Name ist Sarah. Genau wie Sara im alten Testament, die als erster gläubiger Mensch gilt. Der Leibwächter, den JC zurück schickt, hat den Auftrag Sarah zu bewachen und von ihrer Erwählung zu berichten. Wer muss da nicht an den Engel Gabriel aus der Weihnachtsgeschichte denken. Das Niveau eines theologischen Oberseminars erreicht der Film aber, wenn man bedenkt, dass der JC der Zukunft seinen Guardian Angel zu der Jungfrau Sarah schickt, um sich selber zeugen zu lassen, da er nämlich weiß, dass er seinen Vater in die Vergangenheit entsendet. 
Ein weiteres Bespiel ist der Film Matrix: In diesem Film ist die Menschheit gefangen in einer Scheinwelt, die sie ohne fremde Hilfe nicht verlassen kann. Ein junger Mann um die dreißig, ganz normaler Beruf, erhält auf einmal einen Anruf (auf english „call“, was im englischen auch für „Berufung“ verwendet wird) und kann aufgrund dieser Berufung hinter die Schweinwelt in die wahre Welt schauen. Von ihm hängt die Erlösung ab, er weiß nur nicht, wie er das schaffen soll. Die Lösung: Er muss sich bewusst entschließen, sich selbst zu opfern. Nachdem er stirbt, wacht er wieder auf. Die Matrix der Scheinwelt ist zerstört und er fährt in den Himmel auf. Zu berichten wäre von Namen wie Zion, Trinity, Nebukatneza etc. Dieser Film ist beinahe überfrachtet mit religiösen Symbolen.
Das waren nur zwei Beispiele.

In der Tat kann man sich fragen, was falsch läuft, wenn die Menschen immer seltener zur Kirche gehen, aber gerne bereit sind Geld auszugeben, um hochreligiöse Geschichten und Symbole auf der Leinwand anzusehen. 
Ich glaube persönlich tatsächlich nicht, dass Latextalare oder geschulterte Schrotflinten in der Kirche die Antwort wären. Aber vielleicht sollten wir uns besinnen und uns wieder trauen, biblische Geschichten und Symbole ernst zunehmen. Die Bibel zu lesen wie einen Action-Roman, die Geschichten zu erzählen, ohne sie zu erklären und uns trauen, in unserem Alltag religiöse Symbole und Texte zu verwenden. Denn ich bin mir sicher, es sind unsere Symbole und unsere Texte, die bis heute die Menschen zumindest interessieren. Und das sollte uns Hoffnung geben. 

Mit freundlichen Grüßen
Ihr/Euer Albi Roebke