Das Apfelbäumchen

Es ist Samstagmorgen, ich sitze am Frühstückstisch, trinke meinen Kaffee und lese meine Zeitung. Was ich lese, macht mir Angst. Ich bin erschrocken, weiß nicht so recht, wie ich das alles einordnen soll. Ist es wirklich so schlimm? Muss ich verzweifeln, resignieren und mich auf alles gefasst machen?
Ich denke nach, gehe in den Garten, spüre die Sonne, rieche den Duft von sich allmählich öffnenden Blüten von Sträuchern und Bäumen. Und sehe in einer Gartenecke Obstbäume liegen, in Erde eingeschlagen. Sie warten darauf gepflanzt zu werden. Lohnt sich das überhaupt noch, macht das noch Sinn angesichts der Virus-Epidemie und dem Elend, das viele Menschen ertragen und noch ertragen werden?

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Mit diesem Zitat verhält es sich jedoch wie mit vielen Worten, die man großen Persönlichkeiten in den Mund gelegt hat – es findet sich kein Beleg für ihre Autorenschaft. Aber: Martin Luther soll das gesprochen haben. In einer Zeit, die den Menschen damals einiges abverlangt hat. Also: Es gab so viele Menschen vor mir, die mit Mut und Gottvertrauen Apfelbäumchen gepflanzt haben.

Christenmenschen sind manchmal verrückt und ich glaube, ich ganz besonders.
Ich habe nämlich fünf Apfelbäumchen gepflanzt und dazu eine Birne, eine Quitte und eine Pflaume. Wenn Gott mir gnädig ist, werde ich sie blühen sehen, ernten und mich daran erfreuen. Wenn mir das nicht vergönnt ist, dann werden sich andere Menschen daran erfreuen. Und damit habe ich doch alles richtig gemacht.

„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8,22)
Gottes wunderbare Schöpfung wird die Menschen auch weiter erfreuen. Daran will ich mich halten. Das macht mir Mut und Hoffnung.

Heinz-Günter Scholz