Komm runter!

„Zachäus, steig eilend herunter!“ (Lukas 19,5)

Liebe Gemeinde,
am vergangenen Wochenende habe ich mir die Zeit genommen, alte Fotos anzuschauen und in Erinnerungen zu schwelgen.
Ich entdeckte auf einem Bild meinen besten Freund aus Kindertagen. Zusammen haben wir viel Zeit verbracht, waren viel draußen in der Natur unterwegs und haben das Leben genossen.
Ich denke daran zurück, wie wir gemeinsam immer wieder auf unseren Lieblingsbaum geklettert sind. Da ich schon damals Höhenangst hatte, blieb ich immer auf dem ersten Ast sitzen, mein Freund aber kletterte immer hoch in den Baum hinein und erzählte mir begeistert, was er nun alles in der Ferne sehen konnte. Ein Bild, was sich sehr eingeprägt hat bei mir.

Spontan denke ich an die Geschichte von Zachäus. Er ist auch auf einen Baum geklettert, um einen guten Blick über alles zu haben. Sein Ziel war es, Jesus zu sehen. Bestimmt hatte er aber nicht die Absicht, selbst gesehen zu werden. Er wollte lieber unentdeckt bleiben.
Zachäus wollte Jesus erleben. Über seine Motivation wird nichts in der Bibel geschrieben. Vielleicht war er einfach neugierig. Oder er hatte in sich eine Sehnsucht. Das Besondere schaut man sich ja oft an, weil man in sich eine Sehnsucht trägt. Sehnen kann man sich nach vielem:
Veränderung, Liebe, Erfolg, Reichtum, Gerechtigkeit, Frieden, Gesundheit …

So sitzt Zachäus auf dem Baum und ist bestimmt sehr überrascht, als Jesus ihn anspricht:
„Zu dir will ich kommen.“

Diese Worte verändern das Leben von Zachäus. Jesus hält ihm keine Predigt und sagt ihm, was er jetzt zu tun habe und wie er sein Leben verändern kann. Zachäus wird selber aktiv.
Einen Moment der Aufmerksamkeit und Zuwendung reicht. Jesus sieht Zachäus mit Gottes Augen an. Er stört sich nicht an dem Murren der anderen Leute. Die einfachen Worte Jesu „Du bist geliebt“ reichen aus, um eine kleine Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ein Wunder? Vielleicht.

Für uns heute bedeutet es auf jeden Fall, dass Neuanfänge im Leben immer möglich sind. Manchmal reicht ein Moment aus, um ein Leben zu verändern. Damit das geschehen kann, muss man halt manchmal von seinem sicheren Baum herabsteigen und sich nicht weiter „sehnen“, sondern den ersten Schritt tun. Im Vertrauen darauf, dass Gott mit uns geht!

In diesem Sinne:
Bleiben Sie behütet!

Ihr Diakon Markus Schlimm