Freie Bahn für den, der da kommt!

Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“ (Jesaja 40, 3.10)

„Freie Bahn“ – so rufen die Kinder beim Schlittenfahren. „Macht freie Bahn für das Kommen Gottes“ – so ruft der Prophet Jesaja seinem Volk Israel zu. „Schafft freie Bahn für das Kommen Jesu“ – so lautet der Appell für uns, damit wir wissen, was dran ist in dieser Adventszeit.
Aber, gilt das in diesem Jahr auch für Weihnachten? Kann es heißen: „Freie Bahn für das Weihnachtsfest?“ Nein, in diesem Jahr ist alles anders. Auch Weihnachten. Frei ist hier gar nichts. Auch nicht der Gottesdienst. Gefeiert werden kann nur unter ganz bestimmten Bedingungen. Corona bringt die gewohnten Abläufe und Gewohnheiten zur Vorbereitung des Weihnachtsfestes durcheinander. Keine Krippenspielproben, keine adventlichen Chorauftritte, kein Gemeindegesang, keine Adventskaffees, keine Weihnachtsfeiern. Stattdessen das Beachten staatlicher Richtlinien und kirchlicher Empfehlungen: Abstand halten, Hygiene achten, Alltagsmasken tragen, Räume lüften. Übersetzt und umgegossen in Hygienekonzepte für Gottesdienste, die sich den allgemeinen Regelungen immer wieder neu anpassen mussten. Um des Schutzes für uns alle halten wir uns daran.

Eine Wegbereitung auf das Weihnachtsfest der ganz anderen Art ist das diesmal. Vielleicht liegt aber darin auch eine Chance. Freie Bahn schaffen für das, worum es wirklich geht im Advent. Frei von den Ballasten des immer schon Gewohnten, frei von den tradierten Festvorbereitungen. Neu hinschauen auf das, was jetzt dran ist. Neu in den Blick bekommen, um wen es geht.
Wie immer es uns in der augenblicklichen Situation gehen mag: Advent ist ein inneres Ausgerichtet-Sein, ein gespanntes Warten auf den menschenfreundlichen Herrn, der jederzeit kommt und unser Helfer sein will, der zu uns kommt durch alles hindurch, was uns begegnet. „Siehe!“, das heißt: Pass auf, mach die Augen auf, schau hin: Er kommt – jetzt, in jeder Begegnung und Begebenheit.
Zugegeben, das Virus hat eine gewisse Herrschaft über uns erlangt, ja über die ganze Welt. Wenn es neben all dem Schlimmen auch irgendetwas Gutes bewirkt, dann dies, dass wir uns umso mehr auf den ausrichten, der unser Heil und unsere Hoffnung ist. Und das nicht nur für uns, sondern auch für die ganze Welt. In ihm liegt unsere Hoffnung und unser Trost.

Die Kirche hat als Farbe für den Advent das Violett gewählt, die Farbe der Buße, der Umkehr. Das macht deutlich, welche Vorbereitung für mich wichtig ist: Mein Umdenken, die Veränderung meines Sinnes, damit ich nicht vorbeilaufe an dem, der so unscheinbar und doch so wirklich daherkommt.
Mögen Sie in dieser Adventszeit offene Augen haben und das Kommen Jesu entdecken, seine Nähe und seine Hilfe erfahren. Möge sein Licht Sie in allem Dunkel dieser Welt und dieser Zeit erreichen und trösten.

In herzlicher Verbundenheit grüße ich Sie,
Ihr Pfarrer Carsten Schleef