All that we share – alles was wir teilen

Was passiert eigentlich, wenn Menschen, die im Alltag wohl wenig miteinander zu tun haben, vielleicht sogar Angst und Abneigung verspüren, plötzlich Gemeinsamkeiten entdecken? Der dänische Fernsehsender TV 2 hat genau das in einem Experiment ausprobiert und mit einem anrührenden Video für mehr Toleranz und weniger Schubladendenken geworben. Interessant ist dabei der zeitgenössische Hintergrund. Dieser Spot wurde erstmals im Januar 2021 auf Youtube hochgeladen – genau an dem Tag, an dem Donald Trump sein Einreisestopp gegen Millionen Muslime verhängt.
Zu finden ist dieser Spot unter https://www.youtube.com/watch?v=bAUqHW1_03s

Ein starkes, ein emotionales Video, was uns da am Ende der Fortbildung zum Thema „Sexualisierte Gewalt“ gezeigt wurde. Warum schaffen wir es eigentlich nicht, solche Videos für unsere Kirche zu drehen? Quasi als Markenkampane für Werte und Überzeugungen, für die wir stehen. Pfiffige Leute gibt es doch, das Kreativpotential ist auch vorhanden. Und außerdem: das Thema, was da angeschlagen wird, ist doch unser ureigenes, genuin kirchlich, substanzhaft biblisch.

  • Wie kommen wir vom Ich und Du zum Wir?
  • Wie überwinden wir die Zuordnung anderer Menschen in Kategorien, Schubladen, Milieus oder Boxen wie hier im Video?
  • Wie werden wir zu Brückenbauern?
  • Wie erfährt der ständig um sich selbst kreisenden Mensch Erlösung, der incurvatus in se ipsum, wie Luther so wortkräftig sagen konnte?

Die Antwort klingt so einfach, so leicht:

  • Indem die richtigen Fragen gestellt werden. Die persönlichen, die existentiellen . . .
  • Indem wir mehr voneinander als übereinander wissen.
  • Indem wir es zulassen gegenseitig mehr Einblick zu gewähren.
  • Indem wir ehrlich zu uns selbst sind.
  • Indem wir mutiger sind, angestammte Plätze zu verlassen und neue Räume einzunehmen.
  • Indem wir den zweiten Blick einüben, um neue Haltungen an den Tag zu legen.

Gerade in einer Zeit, in der pandemiebedingt, noch mal anders und neu über Gemeinschaft nachgedacht werden muss. Vor allem in unserer Kirche/Gemeinden. Wie wollen wir zukünftig mit oder nach Corona Gemeinschaft organisieren? In der Feier des Gottesdienstes, in unseren Gruppen und Kreisen, in unseren Gremien. Wie wollen wir unsere Gemeinden aufstellen, um Antwort zu geben auf das „Gift des Gegeneinanders“, der Abgrenzung und des Nationalismusses.

Auch das hat uns bewegt während der Arbeit an der Konzeption für unseren Kirchenkreis. In eine Entwicklung zu kommen, einen Pfad anzutreten, bei dem wir die beglückende Erfahrung machen, dass wir mehr miteinander gemeinsam haben, als wir das davor je für möglich gehalten haben. Uns zu fokussieren auf das Gemeinsame, statt auf die Unterschiede. Man kann es auch fromm sagen: In der Buntheit des Volkes Gottes unterwegs zu sein, hin zu dem Gott, der in seiner grenzenlosen Liebe, selbst den, der ihn verrät an seinen Tisch einlädt. Ich bin zutiefst dankbar darüber, dass es in unserer von Grenzen, Abschottungen und Anfeindungen so übersatten Welt zumindest einen Ort gibt, wo die Vorstandsvorsitzende dicht an dicht neben dem Paketzusteller von Hermes einander begegnen und zutiefst Gemeinschaft erleben können: als Kinder Gottes am Tisch Jesu. Mehr davon, das wünsch ich mir von unserer Kirche!